Will man Kinder sprachlich fördern, eignen sich Bücher in besonderem Maße. Einmal natürlich, weil es Spaß macht und Nähe schafft, gemeinsam Bilder zu betrachten, darüber zu reden oder Geschichten zu lauschen.
Andererseits bieten die Buchtexte viele sprachliche Informationen, die das kindliche Gehirn zur Regelableitung benötigt. Manche Bücher sind so aufgebaut, dass ein bestimmtes Wortfeld im Zentrum steht (z.B. Bauernhof) oder bestimmte Wortarten (z.B. Adjektive bei Fühlbüchern). In anderen Büchern kommen besonders viele Präpositionen vor oder viele Frageformen (z.B. „Wo ist Mami?“ von Axel Scheffler).
Unser Institutsmitglied Dr. Friederike von Lehmden arbeitet derzeit in einem Projekt, in dem neue Kinderbücher geschrieben werden, die besonders die grammatischen Regeln ins Zentrum stellen. Die Texte sind so aufgebaut, dass bestimmte, wichtige Strukturen systematisch wiederholt werden und so gegenübergestellt werden, dass das kindliche Gehirn die Zusammenhänge leichter erkennen kann.
Das Tolle an den Büchern ist, dass sie nicht „pädagogisch wertvoll“ daherkommen. Die Geschichten sind einfach spannend und unterhaltsam – für Kinder und Erwachsene. Und auf den ansprechenden Bildern gibt es für jeden etwas zu entdecken. Die Bücher spielen ihre sprachförderlichen Effekte also quasi nebenbei aus.
Das Forschungsprojekt („Litkey - Literacy as the key to social participation“) steht unter der Leitung von Prof. Dr. Eva Belke, Prof. Dr. Stefanie Dipper, Prof. Dr. Claudia Müller-Brauers & Prof. Dr. Sonia Kandel und ist an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelt.
Die folgenden drei Bücher sind bereits im Handel erhältlich. Drei weitere sind fertig geschrieben und gestaltet und werden in absehbarer Zeit erscheinen.
Schneider Verlag Gmbh
Das Gespenst Gogi trifft seinem ersten Gespensterfest viele unterschiedliche Gespenster. Alle Gespenster wissen, was für ein Gespenst sie sind. Nur Gogi weiß es nicht. Mit der Hilfe seiner Freunde Fina, der Fee, und Vincent, dem Vampir, findet Gogi es heraus.
In diesem Bilderbuch liegt der sprachliche Schwerpunkt auf dem richtigen Gebrauch der bestimmten (z.B. der, die, das, dem, den) und unbestimmten (z.B. ein, eine, einen, einer) Artikel sowie der zugehörigen Adjektive (z.B. ein bunter Vampir, der bunte Vampir, dem bunten Vampir). Beim Vorlesen können die Kinder die Geschichte gemeinsam mit Eltern, ErzieherInnen oder LehrerInnen auf den Bildern kennenlernen und das Artikelsystem quasi nebenbei häufiger und systematischer verwenden als es in Alltagsgesprächen der Fall wäre.
Prinz Bärtram flüstert nur noch, weil er eine tiefe, brummende Stimme hat, über die sich alle lustig machen. Doch flüsternd kommt man in manchen Situationen nicht zum Ziel. Bärtram muss es schaffen, sich zu überwinden, um eine kniffelige Situation zu lösen.
In diesem Bilderbuch liegt der sprachliche Schwerpunkt auf dem richtigen Gebrauch von Akkusativ und Dativ bei Richtungs- und Ortsangaben (Akkusativ: Der Umhang gehört in den Schrank. – Dativ: Der Umhang hängt im Schrank.). Beim Vorlesen können die Kinder die Geschichte gemeinsam mit Eltern, ErzieherInnen oder LehrerInnen auf den Bildern kennenlernen und die grammatischen Fälle Akkusativ und Dativ quasi nebenbei häufiger und systematischer verwenden als es in Alltagsgesprächen der Fall wäre.
Die Geschichte handelt von einer diebischen Beutelratte, die im Zoo alle Gegenstände, die sie findet, in ihren großen Beutel steckt. Die anderen Tiere vermissen ihre Sachen und vermuten diese im Beutel der Beutelratte. Eine Geschichte über das Besitzen, Wegnehmen und Wiederbringen.
In dem Bilderbuch „Unruhe im Zoo“ liegt der sprachliche Schwerpunkt auf der Verwendung der Possessivartikel sein und ihr und ihrer verschiedenen Formen (seine, ihre, seinen, ihren). Beim Vorlesen können die Kinder die Geschichte gemeinsam mit Eltern, ErzieherInnen oder LehrerInnen auf den Bildern kennenlernen und die Possessivartikel sein und ihr mit ihren Formen quasi nebenbei häufiger und systematischer verwenden als es in Alltagsgesprächen der Fall wäre.